In vielen Filmen besitzen Scharfschützen eine geradezu mystische Aura. Der Soldat, der seine Ziele auf hunderten von Metern eliminiert und dafür stundenlang auf den richtigen Moment wartet. Es ist wohl vor allem die Faszination an der Präzision, die den Scharfschützen auch beim Softair zu einer begehrten Rolle macht. Doch zunächst sollten sich Anfänger, bevor in die Ausrüstung eines Snipers investiert wird, klar werden, welche Art des Scharfschützen sie beim Softair spielen wollen.
Ghillie-Scharfschütze oder Angriffs-Scharfschütze?
Der klassische Scharfschütze, wie er oder auch sie allgemein bekannt ist, ist der sogenannte Ghillie-Scharfschütze. Der Begriff Ghillie stammt aus der schottischen Mythologie und beschreibt ein Wesen, das in Moos und Blätter gehüllt ist. Die erste bekannte Scharfschützeneinheit der Welt war als Teil der britischen Armee um das Jahr 1900 in den schottischen Highlands stationiert und führte den „Ghillie Suit“ in die Militärsprache ein.
Ein Ghillie Suit ist nicht einfach ein Tarnanzug. Es ist eine vollständig an die Umgebung angepasste Tarnung, die entsprechende dort vorkommende natürliche Materialien integriert oder nachahmt. Ein gut mit einem Ghillie Suit getarnter Sniper ist kaum von seiner Umgebung zu unterscheiden. Üblicherweise sind Ghillie-Scharfschützen ein Team aus dem Schützen selbst und einem Beobachter. Das ist natürlich im Rahmen eines Softair-Spieles nicht notwendig, da die Schussdistanzen weit geringer sind.
Während der Ghillie-Sniper einen Einsatzraum überwacht, ist der Angriffs-Scharfschütze innerhalb der Stellung in seine Gruppe eingebunden. Er unterscheidet sich zu seinen Kameraden nur durch die Bewaffnung mit einem Scharfschützengewehr.
Was ist die bessere Rolle beim Softair?
Gerade für Anfänger besitzt die Rolle des gut getarnten Scharfschützen in der Hinterhand zunächst einen großen Reiz. In der Realität eines Softair-Feldes kann das jedoch entweder sehr langweilig werden oder zu einem schnellen Spielende für den Schützen führen. Echte Scharfschützen decken Räume über mehrere Kilometer hinweg ab. Derart große Softair-Felder finden sich zumindest in Deutschland nicht, zumal Softair-Scharfschützengewehre vielleicht auf 120 oder 130 m treffsicher sind. Die entsprechend engen Räume lassen die Tarnung recht schnell auffliegen und dann hagelt es BBs von allen Seiten.
Dagegen ist der Angriffs-Scharfschütze von Anfang an vorne mit dabei und eliminiert die Gegner aus der Stellung heraus.
Was braucht ein Anfänger als Scharfschützen-Ausrüstung
Auch wenn es nur selten Gelegenheiten geben wird, etwa in Spielfeldern mit Bewaldung und Büschen, in den vollen Tarn-Modus zu gehen, kann ein leichtes Invader Ghillie Base durchaus hilfreich sein. Das ist eine leichte Kapuzenjacke mit Halbärmeln, an das bereits Herbstlaub-Nachbildungen befestigt sind und weitere Strapse, um vor Ort die Tarnung mit Zweigen und kleinen Büschen zu vervollständigen. Das ermöglicht bei Bedarf den schnellen Stellungswechsel, ohne das Tarnmaterial mitschleppen zu müssen. Die Halbärmel lassen genügend Spielraum, um mit dem Gewehr ohne Behinderung umgehen zu können.
In Bezug auf die Bekleidung sind der Schutz von Kopf und Hals von vorrangiger Bedeutung. Das bedeutet eine Schutzbrille, Mundschutz, ein Helm, möglichst mit Befestigung für eine Action-Cam und ein Halstuch. Bei taktischen Handschuhen empfehlen sich zwei Paare, etwas wärme Fingerhandschuhe für kältere Outdoor-Tage, und ein leichtes Paar ohne Finger für den Indoorbereich. Letztlich darf die Bekleidung ein einheitliches Tarnmuster besitzen, entsprechend unserem Klima etwa Herbstlaub.
Sehr wichtig für Scharfschützen sind Knie- und Ellbogenschoner, um liegend oder kniend den Gegner ins Visier zu nehmen, ohne dass es zu Druckschmerzen kommt.
Die taktische Weste ist wie für jeden Softair-Spieler auch für den Sniper unverzichtbar. Magazine und Akkus wie auch Trinkflaschen und Kommunikationsgeräte sind unterzubringen und schnell erreichbar sein.
Auch Softair Scharfschützengewehre haben ihr Gewicht, zumal, wenn sie über ein Zweibein verfügen. Dementsprechend darf ein Tragegurt nicht fehlen.
Nicht zu vergessen der taktische Gürtel. Hier empfehlen sich zum Beispiel Modelle mit einem inneren Gürtel, der nur der eigentlichen Gürtelfunktion dient, sowie einem äußeren Gürtel, der mit Molleflächen ausgestattet ist und der bei Bedarf an und abgelegt werden kann. Das erlaubt größtmögliche Flexibilität in der Wahl weiterer Ausrüstungsbestandteile.
Die Bewaffnung eines Softair Snipers
Die Fragestellung, welche waffentechnische Ausrüstung für einen Sniper im Softair gut oder schlecht ist, lässt sich nicht so einfach beantworten. Darum zuerst einmal zum Backup, das gerade Angriffs-Scharfschützen unbedingt benötigen.
Als Backup eine Pistole
Im Idealfall ist es eine Pistole mit einem Red Dot Visier. Das bedarf wiederum eines entsprechenden Holsters, denn die Visiereinrichtung macht die Waffe nicht nur für herkömmliche Holster zu groß. Sie nimmt auch reichlich Platz am Gürtel ein, weshalb sich ein Oberschenkelholster empfiehlt. Das besitzt zudem den Vorteil, dass die Waffe in kniender oder liegender Stellung schneller und unauffälliger gezogen werden kann. Der Arm muss weniger stark angewinkelt werden als bei der Herausnahme aus einem Hüftholster.
Die Wahl der richtigen Waffen wird in folgendem Artikel behandelt:
Welches Gewehr darf es denn für den Sniper sein?
Sicher schwebt dem Anfänger in Bezug auf das Gewehr ein richtig großes und langes Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr und Zweibein vor. Das sind durchaus beeindruckende Geräte, doch sollte sich die Situation auf einem Softair-Gelände vor Augen geführt werden.
- Die maximalen Schussdistanzen liegen im Durchschnitt bei etwa 100 m
- Viele Betreiber der Softair-Anlagen schränken die zulässige Geschossenergie der Waffen ein oder
- Es muss ein Mindestsicherheitsabstand eingehalten werden, bevor mit einem SSG geschossen werden darf
- SSG sind in der Regel Einzellader, nach jedem Schuss muss nachgeladen werden
Dementsprechend bringt ein spezielles Scharfschützengewehr mit über 1 m Länge und einem Gewicht von mehr als 3 Kg im Softair keinen Vorteil. Im Gegenteil, im Kampfgeschehen auf den engen Räumen, ob nun Outdoor oder Indoor, wäre ein solches SSG eher hinderlich.
Es ist kein Wunder, dass auf den Softair-Anlagen eine Softair-Waffe eine sehr dominante Rolle einnimmt, die ihr Vorbild in vielen Armeen der Erde hat. Das Sturmgewehr in seinen verschiedenen Ausführungen. So zum Beispiel das G36 C von Heckler & Koch, in der Softair Version mit 0,5 Joule, AEG, einem 48-Schuss-Magazin, einem Gewicht von 1,75 kg und einer Länge von 73 cm. Visier Red Dot.
Zugegeben, es ist kein typisches Sniper-Gewehr wie etwa das PGM Sniper mit Gas-Antrieb, Zweibein, 0,7 Joule, einem Gewicht von 5,2 Kg und einer Länge von 127 cm. In der Realität eines Softair-Wettkampfes auf einer Anlage ist ein so ausgestatteter Scharfschütze hoffnungslos unterlegen. Das hohe Gewicht und die Länge des SSG verhindert einen schnellen Stellungswechsel und der Vorteil der hohen Reichweite kann nicht ausgespielt werden. Letztlich geht es im Softair-Spiel ums Gewinnen und nicht darum, den Eindruck eines professionellen Scharfschützen durch eine daran angepasste Ausrüstung zu geben. Die Freude darüber ist so oder so getrübt, wenn du die ersten Treffer einfängst, bevor du auch nur dein SSG in Stellung gebracht hast.