Waffen dürfen nicht in die falschen Hände geraten. Das betrifft beispielsweise Familienmitglieder oder Gäste des Hauses, vielmehr jedoch Personen, die es quasi aus beruflichen Gründen auf das Eigentum anderer Menschen abgesehen haben, der Berufsstand der Einbrecher. Für diese stellen Waffen gleich in zweifacher Hinsicht eine wertvolle Beute dar. Einerseits sind hochwertige Jagd- oder Sportwaffen recht teure Investitionen, die sich als Beute aus einem Einbruch gut weiter verkaufen lassen, andrerseits können mit solchen Waffen weitere Straftaten begangen werden.
Darum hat der Gesetzgeber im umfangreichen Waffengesetz (WaffG) auch den § 36 aufgenommen, in dem es um die Aufbewahrung von Waffen und Munition geht. Dieser Paragraf wird durch den § 13 der allgemeinen Waffengesetz-Verordnung (AWaFFV) ergänzt.
In diesem § 13 geht es ins Detail. So müssen erlaubnispflichtige Schusswaffen, höchstens 10, in einem Sicherheitsbehältnis der NORM DIN/EN 1143-1 mit dem Widerstandsgrad 0 oder einem Sicherheitsbehältnis der Sicherheitsstufe B nach VDMA 24992 aufbewahrt werden.
Diese Sicherheitsbehälter müssen zusätzlich entweder über 200 kg schwer sein oder so verankert sein, das ein vergleichbare Zugkraft aufgebracht werden muss, um die Verankerung zu lösen. Ist dies nicht der Fall, reduziert sich die mögliche Anzahl der darin aufzubewahrenden Waffen auf 5. Werden in einem Schrank mehr als10 Waffen aufbewahrt, muss dieser der Bauart DIN/EN 1143-1 Widerstandsgrad 1 entsprechen oder es kommen zwei bzw. mehrere Schränke des Widerstandgrads O zum Einsatz.
Waffenschrank verankern – Die Umsetzung in die Realität
Paragrafen und deren Wortlaut besitzen oftmals die Eigenschaft, den Leser zu verwirren. Im Klartext bedeutet der Inhalt des § 13, dass der normgerechte Waffenschrank also bei einem Gewicht von unter 200 kg oder einer fehlenden Verankerung nur 5 Waffen aufnehmen darf. Wiegt er mehr als 200 kg oder ist er verankert, so sind maximal 10 Waffen darin erlaubt. Munition muss so oder so gesondert oder in einem entsprechenden Innentresor aufbewahrt werden.
Eigentlich geht das Gesetz ein bisschen an der Realität vorbei. Für professionelle Einbrecherbanden stellt ein 200 kg schwerer Schrank kein wirkliches Problem bezüglich des Abtransports dar. Auch Einbrecher wissen, wie mit Schwerlastrollen umzugehen sind. Mit solchen und ähnlichen Hilfsmitteln lassen sich selbst 1000 kg schwere Schränke abtransportieren, ohne dafür ein Dutzend Leute zu benötigen.
Nicht umsonst empfehlen Händler und Hersteller grundsätzlich die richtige Verankerung des Waffenschrankes, egal wie schwer dieser ist, ob nun nur 100 oder 1000 kg. Gut verankerte und im Haus günstig positionierte Waffenschränke machen es Einbrechern schwer bis unmöglich, das begehrte Beutegut samt Behälter zu entfernen.
Wo sollten Waffenschränke verankert werden?
Vor dem Wie, die Art der Verankerung, kommt zuerst das Wo. Einen Waffenschrank an einer Mauer aus Hohlblocksteinen zu verankern, ist schlicht sinnlos. Selbst die größten und besten Schwerlastdübel lassen sich schon mit einem guten Brecheisen aus einer Ziegelwand herausbrechen.
Wenn der Schrank zusätzlich im Boden, in der Regel eine armierte Betondecke, festgemacht ist, erhöht sich der Widerstand jedoch erheblich. Der Idealfall zur Positionierung des Waffenschrankes ist eine aus gegossenem Beton bestehende Wand und ein entsprechender Boden, wobei in diesem Fall eine Eisenarmierung zweitrangig ist, da es hierbei darum geht, einen hohen Widerstand gegen Zugkraft aufzubauen. Eisenarmierungen im Beton sind für die Druckkraft notwendig, die in diesem Fall keine Rolle spielt.
Eine Rolle spielt jedoch die Qualität des Betons, was wiederum meist in Verbindung mit dem Alter der Wand respektive des Gebäudes in Verbindung steht. Beim Vergießen heutiger Betonwände werden Verdichter oder Betonrüttler eingesetzt, die eventuelle Hohlräume oder Luftblasen aus dem flüssigen Beton treiben, bevor dieser aushärtet.
Derartige Betonrüttler sind seit den 60er-Jahren im Bauhandwerk im Einsatz. Ältere Gebäude könnten also Betonwände aufweisen, deren Stabilität durch Lufteinschlüsse beeinträchtigt ist. Genaue Auskunft hierzu kann im Zweifel nur ein Gutachten bringen, in dem eine Kernbohrung vorgenommen wird und die Probe im Labor überprüft wird.
Wer nun denkt, das dies übertrieben wäre, sollte einfach darüber nachdenken, was mit Waffen in größerer Anzahl in den falschen Händen alles geschehen kann. Mitunter wird die Frage nach der Bauqualität auch von der Versicherung gestellt, die für Schäden durch Einbruch und Diebstahl von Waffen aufkommen muss.
In einem Haus herkömmlicher Bauart findet sich die ideale Boden-Wand-Kombination meist im Kellergeschoss, wenn denn eine Unterkellerung vorhanden ist. Im anderen Fall werden tragende Innenwände des Erdgeschosses aus Beton gegossen. Es gibt manchmal auch Betonaußenwände, deren Innenseite als Standplatz für den Wandschrank infrage kommen könnten. Davon ist jedoch abzuraten, denn die Brutalität organisierter Einbrecherbanden sollte nicht unterschätzt werden.
Mit schweren Baufahrzeugen, auf der nächstgelegenen Baustelle kurz „ausgeliehen“, lassen sich auch Betonwände einreißen und der Waffenschrank wird zum Mitnahme-Artikel. Bei Einbrechern ist Zeit der entscheidende Faktor, je mehr Hindernisse aufgebaut werden, die Zeit kosten, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Einbruchs- und Diebstahlsversuch abgebrochen wird. Damit kommen wir zum nächsten Punkt der richtigen Verankerung, den passenden Dübeln.
Schwerlastdübel sind die erste Wahl
Normierte Waffenschränke besitzen üblicherweise im Boden, den Seitenwänden und der Rückwand Vorbohrungen zur Durchführung und Verschraubung von Schwerlastdübeln oder Bolzenankern.
Unter einem Schwerlastdübel darf sich nun nicht ein herkömmlicher Kunststoffdübel vorgestellt werden, der sich im Bohrloch verdreht und so die Schraube verklemmt. Ein Schwerlastdübel oder Bolzenanker besteht aus mehreren Stahlteilen und auch etwas Kunststoff, dass aber keine tragende Rolle spielt. Der Aufbau eines Schwerlastdübels setzt sich im Wesentlichen aus einer Sechskantschraube, einer Distanzhülse, einer Spreizhülse und einem Konus zusammen.
Zur Verankerung des Dübels spreizt sich durch Drehen der Schraube der am unteren Ende befindliche Stahl-Konus im Bohrloch und verklemmt sich felsenfest. Wie fest, zeigt eine Tabelle, in der die Zuglast zusammen mit dem Drehmoment festgehalten ist. Ein handelsüblicher Schwerlastdübel der Größe M10 mit einer Länge von 90 mm wird mit einem Drehmoment von 50 Nm festgezogen. Daraus ergibt sich eine Zugtragfähigkeit von 46,4 kN. Wem diese Zahl nichts sagt, kann dies Umrechnen in kg. Ein kN entspricht 102 kg, folglich kann schon eine Schraube dieser Größe und Bauart 4732,8 kg tragen.
Fast 5 t. Zugkraft sind also notwendig, um auch nur einen Schwerlastdübel mit Gewalt lösen zu wollen. Je nach Größe des Waffenschrankes wird dieser mit 4 oder auch 6 Dübeln in Wand und Boden verankert, wobei die Gesamtzugkraft jedoch nicht einfach multipliziert werden kann, sondern sich aus den Abständen der Ankerbolzen zueinander errechnet.
Ein derartig festgemachter Waffenschrank lässt sich selbst mit einem Lastwagen und einer schweren Eisenkette nicht aus der Wand brechen, von kleineren Einbruchsgeräten wie Stemmeisen ganz zu schweigen. Dabei kommen die Einbrecher nicht einmal dazu, eine Kette oder ein Stahlseil um den Schrank zu legen, da dieser ja formschlüssig an der Wand festgemacht ist. Da bleibt praktisch nur der Abriss der tragenden Wand, was aus zeitlichen Gründen, fehlendem Equipment und der Lärmemission für Einbrecher kaum infrage kommt.
Das eigentliche Verankern
Wer es unbedingt in Angriff nehmen möchte, kann mit ausreichendem handwerklichen Geschick und einer entsprechenden Werkzeugausstattung den Waffenschrank selbst verankern. Dabei muss der schwere Waffenschrank jedoch mindestens zweimal hin und her bewegt werden. Die Hilfe von Kollegen, Bekannten oder Verwandten sollte ruhig angenommen werden, wenn diese angeboten wird.
Zuerst muss der Waffenschrank genau dort positioniert werden, wo er auch bleiben soll. Dann folgt durch die Vorbohrungen im Schrankinneren das Anzeichnen der Bohrlöcher in der Wand und im Boden. Diese sollten unbedingt im Zentrum des Bohrlochkreises erfolgen. Im Gegensatz zu kleinen Kunststoffdübeln lassen sich stählerne Bolzenanker nicht „schräg“ reindrehen. Alles muss stimmen.
Bevor überhaupt mit dem Do-it-yourself (DIY) begonnen wird, lohnt sich ein Blick in die Police der Haftpflichtversicherung. Eventuell steht da im Kleingedruckten, das Montagen von Waffenschränken durch Fachpersonal durchgeführt werden müssen.
Sollte dies nicht der Fall sein, muss nun der Schrank wieder weggerückt werden. Nun folgt der Einsatz einer guten Schlagbohrmaschine und bei Verwendung von M10 Schwerlastdübeln eines ebenfalls guten Steinbohrers der Größe 15,5. Bei einer Länge des Dübels von 90 mm beträgt die Bohrlochtiefe ebenfalls 90 mm, wenn die Wanddicke des Waffenschrankes etwa 20 mm beträgt.
Die effektive Verankerungstiefe beträgt dann 70 mm. Das alles hört sich sicherlich ein bisschen nach Erbsenzählerei an, aber um nachprüfbare Werte zu erhalten, die die fachgerechte Verankerung belegen, muss so vorgegangen werden. Sollte der Waffenschrank trotz Verankerung „abhanden“ kommen, wird die Versicherung mit Sicherheit die Frage stellen, wie denn der Schrank festgemacht wurde und im Zweifel einen Gutachter bestellen.
Nach dem Bohren müssen die „exakt“ gesetzten Bohrlöcher sorgfältig ausgeblasen werden, damit kein Bohrstaub zurückbleibt, der die Bolzenanker während des Einschiebens vorzeitig verklemmt. Der Rest gestaltet sich recht einfach. Den Waffenschrank wieder positionieren, die Schwerlastdübel durch die Bohrungen im Inneren des Schrankes bis zum Anschlag in die Bohrlöcher schieben und mithilfe eines Drehmomentschlüssels mit Schlüsselweite 6 bis zu einem Drehmoment von 50 Nm anziehen.
Selber machen oder machen lassen?
Ein guter Waffenschrank, der alle erforderlichen Normen erfüllt, kostet mindestens einige Hundert Euro. Da sind die Montagekosten, welche durch eine entsprechende Fachfirma anfallen, ein kleinerer zusätzlicher Posten, der sich jedoch lohnt. Zuerst einmal besteht die Gewissheit, das mit der Fachfirma ein Unternehmen beauftragt wurde, das für seine durchgeführte Arbeit in der Haftung steht, womit sich der Kreis hin zur Versicherung lückenlos schließt.
Dann besitzt der beauftragte Handwerker in der Regel bereits das richtige Equipment, angefangen von Schwerlastrollen über Unterlegscheiben bis zur professionellen Schlagbohrmaschine, sodass die Durchführung der Arbeiten meist im Bruchteil der Zeit erfolgt, die der Heimwerker benötigt. Es ist also Zeit gespart und gleichzeitig besteht die Gewissheit, das vor potenziellen Einbrechern Hindernisse aufgebaut wurden, die sie Zeit kosten und damit einen Diebstahl verhindern. Genau dass, was mit der Verankerung des Waffenschrankes beabsichtigt ist.