Bevor wir zu Red Dots, auch bekannt als Rotpunktvisier, und den anderen Zielfernrohren, wie Reflexvisieren kommen kurz ein Auszug zur Geschichte.
Es ist im Dunkel der Geschichte verschwunden. Irgendwann in der Zeit zwischen der Armbrust und den Entwicklungsstufen des Gewehres kam vermutlich ein Büchsenmacher auf die Idee, ein Gewehr mit Kimme und Korn auszustatten. Diese „offene Visierung“ sollte über Jahrhunderte hinweg die einzige Zielvorrichtung am Gewehr und später auch der Handfeuerwaffen bleiben. Verbessert nur durch das Schiebevisier, das es erlaubte, eine ballistische Flugbahn für große Entfernungen einzustellen.
Obwohl Galileo Galilei bereits im 17. Jahrhundert mittels eines Fernrohrs die Ringe des Saturn entdeckte, soll es das erste brauchbare Zielfernrohr erst im Jahr 1884 gegeben haben. Dessen Erfinder war der preußische Forstverwalter August Fiedler. Genau 90 Jahre später, 1974, wurde das erste Reflexvisier oder auch Leuchtpunktvisier in Schweden entwickelt.
Heute, im 21. Jahrhundert, konkurrieren Zielfernrohre und Reflexvisiere (Red Dots) darum, wer die bessere Zielgenauigkeit ermöglicht, auch im Softair. Ein anstädiges Visier sollte zu jeder Grundausrüstung für’s nächste Softair Match gehören.
Im Gegensatz zu den eigentlichen Airsoft Waffen unterliegt der Kauf der Ausrüstung keiner Altersbeschränkung.
Warum kommen hier keine Laservisiere zur Sprache?
In nicht wenigen Krimis im Fernsehen sind sie zu sehen, die roten Laserpunkte, die auf dem Ziel tanzen und deutlich machen, dass an dieser Stelle gleich eine Kugel einschlagen wird. Sie besitzen deshalb keine Relevanz, weil sie in Deutschland verboten sind. Gemäß der Anlage 2 des Waffengesetzes, Abschnitt 1.2.4.1 sind Vorrichtungen an Waffen verboten, die das Ziel beleuchten oder markieren.
Nun stellt sich vielen die Frage: “Warum eigentlich?“. Es besitzt zwei Gründe. Einmal basiert das Verbot auf dem Wildern mittels Scheinwerfern, da etwa Rehwild stehen bleibt, wenn es nachts angeleuchtet wird. Der zweite, weit triftigere Grund ist jedoch, das ein Laservisier das Treffen zu leicht macht. Gerade Personen in unzurechnungsfähigem Zustand, herbeigeführt durch übermäßige Wut, Trunkenheit oder Drogen, sind damit auch in unkontrollierbarem Zustand in der Lage, problemlos Ziele zu treffen. Darum werden nur Sondereinsatzkräfte der Polizei und der Bundeswehr damit ausgestattet.
Was ist die Besonderheit eines Reflexvisiers oder Red Dots?
Der Red Dot, englisch für Rotpunkt, wird auch als Leuchtpunktvisier, Leuchtpunktzielgerät oder gemäß dem Markennamen Aimpoint bezeichnet.
Das Visier sendet keinen Lichtstrahl zur Markierung des Zieles aus, es wird lediglich ein roter Punkt, der über eine kleine elektrische Quelle erzeugt wird, exakt mittig der Visierlinie auf einen gekrümmten Spiegel reflektiert. Von dort wird der Rotpunkt genau in das Zentrum eines halbdurchlässiges Glases geworfen. Vor diesem Glas in Richtung des Schützen befindet sich ein weiteres durchsichtiges Glas mit dem Absehen, dem Fadenkreuz, was beim Red Dot meist nur zwei konzentrische Kreise und der im Zentrum liegende Zielpunkt ist. Ein Red Dot ist also kein klassisches Zielfernrohr, dass eine Vergrößerung des Zielbereichs ermöglicht. Vielmehr dient das Red Dot der Fixierung des Ziels mit beiden Augen des oder der Schützin.
Für das exakte Abbild seiner Umwelt benötigt der Mensch beide Augen, um ein räumliches Sehen zu ermöglichen. Jedes Auge erzeugt für sich eine sogenannte Parallaxe. Diese zwei Parallaxen des linken und des rechten Auges überschneiden sich im Fokus des betrachteten Zielpunkts und werden vom Gehirn zu einem Bild zusammengenommen. Der Red Dot ist ein optisches Hilfsmittel, das Ziel mit beiden Augen exakt zu fokussieren, indem die Waffe so ausgerichtet wird, das der Zielpunkt mit dem Rotpunkt übereinstimmt.
Zielfernrohr oder Red Dot im Airsoft Einsatz, was bewährt sich?
Leider lassen sich Red Dot und Zielfernrohr nicht miteinander kombinieren. Entweder das eine oder das andere. Immerhin besitzen die meisten Red Dot die gleichen Montagevorrichtungen wie Zielfernrohre, weshalb sich die beiden Visiersysteme wechselweise auf der Waffe verwenden lassen.
Airsoft oder Softair wird genauso in geschlossenen Gebäuden als auch im offenen Gelände gespielt. Je nach Austragungsort wechseln sich vielleicht Häuser und offenes oder bewaldetes Gelände ab. Die Szenerie kann also sowohl geringe wie weit entfernte Schussdistanzen beinhalten. Je größer und komplexer der Parcours ist, desto schwerer fällt die Entscheidung für Red Dot oder Zielfernrohr. Im Prinzip liegen drei Möglichkeiten vor.
- Häuserkampf mit kurzen Schussdistanzen
- Offenes oder bewaldetes Gelände mit überwiegend längeren Schussdistanzen
- Mischung aus Gebäuden und offenem Gelände, kurze und lange Schussdistanzen
Der Parcour beeinflusst nicht nur die Wahl der Visiereinrichtung, sondern auch der Waffen.
Häuserkampf
Für den Häuserkampf eignen sich kurz läufige Waffen eindeutig besser als ein großes Gewehr. Ebenso ist der Red Dot im Nahkampf von Raum zu Raum dem Zielfernrohr überlegen. Das Anlegen und Fixieren des Ziels erfolgt mit einer Kurzwaffe, kombiniert mit einem Red Dot, viel schneller als mit einem Zielfernrohr auf einem lang läufigem Gewehr. Die Waffe muss nicht an der Schulter angelegt werden, um das Auge nahe zum Zielfernrohr zu bringen.
Die Waffe mit dem Red Dot wird lediglich in Augenhöhe gebracht und kann mit angewinkelten oder auch gestreckten Armen auf das Ziel ausgerichtet werden. Schüsse aus schnellem Stellungswechsel heraus sind mit dem Red Dot auf kurze Distanz mit einer Kurzwaffe wesentlich treffsicherer als mit einem Zielfernrohr auf einem Gewehr.
Das Anvisieren über Kimme und Korn und die damit verbundene Ruhigstellung der Schusshand, um beim Abdrücken nicht zu verreißen, wird durch den Red Dot vereinfacht. Weil das Ziel nur in Übereinstimmung mit dem Rotpunkt gebracht werden muss, erlaubt es geübten Schützen quasi aus dem Schwenken des Laufs heraus, im Moment der Übereinstimmung abzudrücken.
Eine entsprechende Softairwaffe für den Häuserkampf wäre zum Beispiel die Elite Force Racegun mit Rotpunktvisier CO2 Blowback Pistole oder auch das SCR SR4 Falcon-W S-AEG Gewehr, optional mit Red Dot verwendbar.
Offenes und bewaldetes Gelände
Der Mensch sieht ohne Sehhilfe bestenfalls auf etwa 50 m scharf. Der Großteil der Menschheit schafft nicht einmal diese 50 m.
In Wäldern oder weitläufigem offenen Gelände ist das Gewehr mit Zielfernrohr dem Red Dot überlegen. Das Kampfgeschehen im Gelände unter freiem Himmel besitzt eine andere Dynamik als im Häuserkampf. Die Softair-Mitspieler können sich weiträumiger verteilen und besitzen mehr Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dabei hilft das Zielfernrohr, um das Gelände nach Zielen abzusuchen, ohne die Deckung verlassen zu müssen. Oft kann das Gewehr zudem aufgelegt werden, was die Treffsicherheit deutlich erhöht.
In der Anfangsphase sind Softair-Spiele im offenen Gelände eher Stellungskriege, die dazu dienen, die Anzahl der Gegner zu reduzieren, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Was natürlich einerseits ein gutes Gewehr und ein gutes Zielfernrohr voraussetzt und andrerseits eine gute eigene Tarnung.
Erst mit dem konzentrierten Vorrücken auf den Zielbereich werden die Schussdistanzen kürzer und die Schussfolgen schneller. Allerdings gibt es bei offenen Parcours mitunter zuvor vereinbarte Rollen der Teammitglieder, wie die eines Scharfschützen, der über die Spielzeit im Hinterhalt verbleibt. Natürlich kann auch ein Scharfschütze in seiner Deckung aufgestöbert werden, was ihn oder sie zum Nahkampf zwingen kann.
Je nach Spielrolle bietet sich für offenes Gelände und Wald beispielsweise das bewährte Scharfschützengewehr King Arms Kalashnikov SVD Ultra-Grade S-AEG an. Mit 1,3 Joule und in Verbindung mit einem optionalen Zielfernrohr erlaubt es Treffer bei deutlich über 120 m Distanz. Alternativ für das Vorrücken im Gelände könnte die S&T Heckler & Koch UMP S-AEG mit optionalem Zielfernrohr gut geeignet sein. Das Magazin mit 420 Schuss BBs und die Semi-Automatik treibt durchaus mehrere Gegner gleichzeitig in Deckung.
Häuser- und Geländekampf
Aus den zuvor beschriebenen Szenerien ergibt sich für ein Gelände mit Gebäuden und offenen Strecken logischerweise eine Bewaffnung mit einem Zielfernrohr-bestücktem Gewehr und zugleich einer Pistole mit Red Dot Visier. Auch hier kann die Rolle des Scharfschützen eingeplant sein. Eine Alternative zur Doppelbewaffnung könnte die Jing Gong FN F2000 Tactical S-AEG sein. Mitgeführt werden muss dann nur noch das Zielfernrohr und der Red Dot, um die Visiereinrichtungen wechselweise je nach Situation auf der Waffe zu verwenden.
Ob nun Red Dot oder Zielfernrohr, Übung, Übung und noch einmal Übung sind schlicht alles.